Visionstag mit Bischof Joseph Maria Bonnemain – Den sozialen Auftrag der Kirchen stärken

Veröffentlicht am 24. Oktober 2023

Die Verantwortlichen der Vereine Diakonie Innerschwyz und Ausserschwyz und die Mitarbeiterinnen der beiden kirchlichen Sozialberatungsstellen trafen sich am Freitag, 6. Oktober mit Bischof Joseph Maria Bonnemain in Buttikon zu einem Austausch über ihr Diakonieverständnis. Im Zentrum stand die Frage, wie der wichtige Auftrag der Kirchen, sich sozial zu engagieren, bewusster gemacht und in der Praxis besser verankert werden könnte.

Im November 2022 hat das Bistum Chur unter der Leitung von Bischof Joseph Maria Bonnemain sein Selbstverständnis der Diakonie verabschiedet. Das von der Diözesanen Diakoniekommission erarbeitete Papier verweist auf den expliziten Auftrag der Kirchen zur Zuwendung zum Nächsten auf der Basis des Gebots der Nächstenliebe. Eine Pastoral sei erst eine wirkliche Pastoral, wenn sie auch diakonisch sei, so Bischof Bonnemain, dem die Erarbeitung dieses Grundlagenpapiers ein Herzensanliegen war.

Am Anfang des Treffens in Buttikon stand ein gemeinsames Mittagessen zum gegenseitigen Kennenlernen. Im darauffolgenden, von Bernhard und Nicole Neyer von „Move forward“ moderierten Workshop fand das vom Bistum Chur vorgelegte Diakonieverständnis breite Zustimmung. Als besonders wichtig erachtet wird die Tatsache, dass diakonisches, sprich soziales Handeln in den Kirchen einen Beitrag zur Umsetzung der Vision eines würdigen Lebens für alle Menschen leistet, unabhängig von Religion, Weltanschauung oder Herkunft. Diakonie – so ist dem neuen Leitbild zu entnehmen – beinhaltet ein sowohl karitatives, integratives wie auch sozial politisches Handeln. Bei den zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den verschiedenen Institutionen erfordern diese Aufgaben unterschiedliche fachliche Kompetenzen wie sie insbesondere auch in der Profession der Sozialen Arbeit zu finden sind. Besonders gewürdigt wurde auch die Aussage, dass Diakonie nie vereinnahmend ist, dass Begegnungen mit Hilfesuchenden auf Augenhöhe gesucht werden und dass der Einsatz für die Bedürfnisse von Menschen in schwierigen Lebenslagen ein anwaltschaftlicher ist. Als unabdingbar gilt die Kooperation mit Akteuren des sozialen Umfeldes, u.a. auch den häufig mitwirkenden Freiwilligen.

Kirchliche Sozialarbeit wird bedeutungsvoller

Schnell fand man sich auch in der Überzeugung der wichtigen Scharnierfunktion, die das kirchliche soziale Engagement mit seiner niederschwelligen Ausrichtung zwischen den Institutionen und hilfesuchenden Menschen leistet. Angesichts der wachsenden sozialen Herausforderungen dürfte – so wird angenommen – das diakonische Engagement der Kirchen in der Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Im Widerspruch dazu steht die Wahrnehmung, dass das Bewusstsein für diese Aufgabe in den Kirchgemeinden und Pfarreien insgesamt eher schwach ausgeprägt ist. Mangelnde Ressourcen, die Furcht vor Veränderungen oder auch ein fehlendes know how zur Gestaltung notwendiger Prozesse werden als mögliche Gründe gesehen.

Mehr Raum für Diakonie schaffen

Wichtig war den anwesenden Diakonieverantwortlichen deshalb auch die Frage, mit welchen Lösungsansätzen der Fokus auf das soziale Engagement bei den kirchlichen Partnern gestärkt und gefördert werden könnte. Die Vorschläge dazu bezogen sich auf mehr Kontakte und eine bessere Vernetzung, eine verstärkte Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit, die Schaffung von weiterführenden Stellen für diakonische Entwicklungsarbeit, das wiederkehrende Traktandieren der Diakonie in verschiedenen Gremien bis hin zu einem Moratorium für Bauvorhaben in Pfarreien, wo bestehende Räume stattdessen in Häuser der Diakonie umgedacht werden könnten.

Die beiden Vereine beschlossen, die begonnene Reflexionsarbeit in ihren Vorständen, Dekanaten und Kirchgemeinden weiter zu bearbeiten. Gemeinsam soll auch die Beziehung zur Kantonalkirche gefördert werden, während Bischof Bonnemain das Bistumsjahr 2025 der Diakonie widmen und sich an der Theologischen Hochschule in Chur für eine Stärkung des Fachs „Diakonie“ einsetzen will. Der Diözesanen Diakoniekommission, zusammengesetzt aus Vertretungen aus allen diakonischen Fachstellen des Bistums kommt auch in der weiteren Zukunft eine wichtige Rolle als Steuerungsorgan zu. Auf Bistumsebene hängig ist schliesslich die Schaffung der Stelle eines/einer Diakoniebeauftragten.

Der Visionstag in Buttikon hat viele Ideen freigesetzt und die Motivation zur Förderung des sozialen Engagements in den Schwyzer Kirchen gestärkt. “Nur eine diakonische, sprich sozial engagierte Kirche ist Kirche“. Mit diesen Worten brachte Bischof Bonnemain den Stellenwert der Diakonie in den Kirchen nochmals auf den Punkt.

 

Luzern, 8. Oktober 2023/Maria Egli